NEUES LICHT FÜR DAS ZEITLOSE

Was will ein Klavierwettbewerb heute sein? Ein so traditionsreicher Wettbewerb wie es der 1949 von den damals wichtigsten Pianisten aus der Taufe gehobene Internationale Klavierwettbewerb Ferruccio Busoni ist, kann sich jedenfalls nicht darauf beschränken, alle zwei Jahre einige Preise zu verleihen und die Prämierten dann sich selbst zu überlassen. Im zunehmend zynisch und selbstgefällig gewordenen Wettbewerbsbetrieb wollen wir weit über den Wettbewerbsgedanken hinaus eine Plattform sein, die für alle Beteiligten – ob junge Pianisten, Juroren oder Publikum – zu einem Austausch von Erfahrung und musikalischen Standpunkten wird.
Das Künstlerische des Klavierspiels in einem umfassenden Sinne soll hier im Vordergrund stehen. Bezeichnend dafür ist das Eröffnungskonzert mit Radu Lupu, der mit zwei Sonaten von Schubert seinen gänzlich unverwechselbaren wie feinen Ton an den Beginn der diesjährigen Finalrunden setzt.
Das weit gefasste Repertoire wird von den Finalisten in hohem Grade individuell ausgelotet, sodass ein breites Spektrum an Klaviermusik zu erleben sein wird; gleich für alle Kandidaten ist nur das Auftragsstück Shadow von Rebecca Saunders, die damit Klavierakkorde vor allem auf deren Klangschatten abklopft und damit Busonis Forschergeist ehrt. Mehr also als bloße Vorspiele sind die vier Abteilungen des Wettbewerbes stilistische Zonen unterschiedlichster Anforderungen: von den Bach-Transkriptionen Busonis über das große romantische Repertoire bis hin zu virtuosen Klavierkonzerten mit einem Ausblick auf zeitgenössische Klaviermusik wird der Bogen gespannt.
Die Jury besteht aus den unterschiedlichsten Persönlichkeiten, die allesamt aktive Gestalter des gegenwärtigen Musiklebens sind: Pianisten aller Generationen, eine Komponistin und Programmgestalter, die international maßgebliche Konzertreihen und Festivals verantworten.
 

Es wird für alle – ungeachtet der am Ende verliehenen Preise – spannend sein, wie sich das Neue in dieser neuen Pianistengeneration darstellt und neues Licht auf das Zeitlose in der Musik fällt.